Die letzten Wochen war es ruhig, hier im Blog. Grund dafür waren aber leider nicht die Feiertage, sondern eine unglaublich stressige Vorweihnachtszeit, Überstunden, Schlafmangel und allgemeine Überarbeitung. Ich habe schlichtweg nicht die Zeit gefunden, alles unter einen Hut zu bringen, und musste Prioritäten setzen.

Zu Beginn des neuen Jahres sagte mir meine Kollegin in einer Unterhaltung dann, sie hätte ein schlechtes Gewissen, weil sie am ersten Tag nach der Weihnachtspause „nur“ eine halbe Überstunde gemacht hat. Das ist ein Gefühl, das ich gut nachvollziehen kann. Vor allem nach einer langen, anstrengenden Zeit kann einen manchmal das schlechte Gewissen überkommen, wenn es plötzlich ruhiger wird. Gerade in der heutigen Zeit, mit immer mehr Homeoffice und Homeschooling, kann es manchmal schwer fallen, Arbeit und Freizeit zu trennen. Wenn das Wohnzimmer plötzlich auch Büro ist, verschwimmen die Grenzen und es gibt keinen echten „Feierabend“ mehr.

Es ist ein Teufelskreis, der einen schnell kaputt machen kann, und um ihm zu entkommen, muss man manchmal Mut zur Lücke beweisen und lernen, auch mal Nein zu sagen. Vor allem aber muss man Prioritäten setzen. Es war nicht ganz leicht zu lernen, was wirklich „wichtig“ ist. Denn gerade auf der Suche nach den richtigen Prioritäten drängen sich gerne die Arbeit oder andere Pflichten vor, weil sie am lautesten schreien – aber oft sind viel kleinere Dinge in diesem Moment viel wichtiger.

Und bei mir hieß das unter anderem eben, den Blog ruhen zu lassen. Den Haushalt liegen zu lassen. Alles bleiben zu lassen, was notfalls bis morgen warten kann, und stattdessen Kakteen auszusäen. Inzwischen kann ich großteils sogar das schlechte Gewissen ausschalten, wenn ich mal Videospiele spiele, anstatt noch eine Seite zu übersetzen. Oder ausschlafe statt möglichst früh mit der Arbeit anzufangen. Ich habe teilweise wochenlang nicht geputzt. Das Geschirr hat sich gestapelt, der Wäschekorb ist übergelaufen und die Staubmäuse haben eine eigene Zivilisation entwickelt.

Aber für eine Weile war das eben notwendig, um den Überlastungs-Kreislauf zu durchbrechen und meine Gesundheit zu schützen.

Und nicht zuletzt, um Band II rechtzeitig auf den Weg zu bringen. ;)

Aber das soll jetzt keine Entschuldigung oder Rechtfertigung sein – ganz im Gegenteil. Denn ich höre immer wieder von Freunden und Kollegen, dass sie sich überarbeiten, unbezahlte Überstunden machen, sich geistig und körperlich kaputt machen. Gut, manchmal muss es vielleicht sein. Der Kollege ist krank, die Klassenarbeit steht an, es gibt viele Gründe, warum man mal Überstunden machen muss, sei es beim Lernen, auf der Arbeit oder im Haushalt. Aber vielleicht sollten wir alle hin und wieder ein kleines bisschen egoistischer sein, Dinge wie Stress und Überlastung kommunizieren und auch die Prioritäten anderer respektieren. Nein-Sagen entstigmatisieren und der Gesundheit mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit schenken.

Vielleicht ist es ja ein guter Vorsatz für das neue Jahr. Macht euch nicht kaputt. Nehmt euch zwischendurch mal Zeit zum Durchatmen. Da draußen gibt es jemanden, der sich Sorgen um euch macht.

Eure Warda Moram

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