Während der Leserunde bei Lovelybooks hat sich herausgestellt, dass viele der Leser dort sich auch selbst am Schreiben versuchen.
Das zu hören hat mich sehr gefreut und ich möchte diese Bemühungen in jedem Fall unterstützen, denn die ganze Welt ist voller Geschichten, die erzählt werden wollen.
Es gibt schon einmal eine für jeden Menschen auf dieser Erde, denn das Leben ist nichts weiter als die eigene Biografie. Jeder Mensch hat seine ganz eigene, einzigartige Geschichte, mit unvorhersehbaren Wendungen, Höhen und Tiefen.
Doch wir erzählen nicht nur unsere eigene Geschichte. Etwa wie damals, als Onkel Klaus mit dem Motorrad über den Hühnerstall gesprungen ist. Nicht nur er selbst erzählt seine Geschichte, sondern auch Tante Erna, der Mechaniker, der das Motorrad wieder zusammenflickt und vielleicht sogar die Hühner. Und sie alle erzählen ihre eigene Version davon.
Dann gibt es die Geschichten, die wir erzählen, die aber nie passiert sind. Unsere Träume zum Beispiel. Oder die Träume anderer. Wie die Geschichte des Mädchens, das in den Hasenbau fällt. Oder die des Jungen, der auf die Zauberschule geht. Oder die des Raumschiffkapitäns, der fremde Welten erforscht. Oder die der Lehrerin, der Mordfälle aufklärt.
Unsere Geschichten sind das, was das Leben erst ausmacht. Und jede davon bringt unzählige weitere hervor. Denn Geschichten sind flüchtig und schwer zu fassen. Sie verändern sich mit jedem Mal, das sie erzählt werden, und mit jeder Person, die sie sich anhört. Es ist ein ewiges Kaleidoskop aus Träumen, Erinnerungen, Ideen und Fantasien.
Deswegen braucht man auch ein wenig Übung, wenn man eine davon einfangen und festhalten möchte, um sie zu bewahren oder weiter zu erzählen. Je größer und umfangreicher die Geschichte, umso schwieriger wird es, sie in eine angemessene Form zu bringen und umso mehr Mühe und Energie muss man dafür aufwenden.
Für all jene, die ihre eigenen Geschichte(n) erzählen wollen, aber noch nicht so ganz wissen, wie man so ein wildes Biest zähmt, gibt es daher an dieser Stelle einen kleinen Schreibkurs.
Um schriftliches Erzählen zu lernen gibt es mehrere Methoden. Ich unterscheide an dieser Stelle vor allem zwischen „klassisch“ und „intuitiv“. Man kann es sich ein wenig so vorstellen, wie das Erlernen einer neuen Sprache: Der klassische Weg wäre etwa in der Schule, oder indem man einen Sprachkurs besucht. Dort werden dann Vokabeln und Grammatik auswendig gelernt, bis man die einzelnen Bausteine irgendwann zu der neuen Sprache zusammensetzen kann.
Man kann aber auch in ein fremdes Land gehen, dessen Sprache man nicht kennt, und einfach den Menschen dort zuhören. Anfangs versteht man kein Wort, aber nach und nach erschließt sich einem die Bedeutung der einzelnen Begriffe, weil man sie immer in diesem oder jenem Zusammenhang hört. Und mit der Zeit schnappt man genug Wendungen auf, dass man sie selbst nutzen und ausbauen kann. Diese Art, die neue Sprache zu lernen ist intuitiv und beruht auf vor allem auf Interaktion.
Bei der Wahl der Methode gibt es kein richtig oder falsch. Manche lernen besser in einer klassischen Schulsituation, andere stürzen sich lieber Kopf über ins Abenteuer. Und am Schluss unterhalten sie sich trotzdem beide in fließendem Isländisch.
Meine Art des Erzählens ist intuitiv und beinhaltet viel Zuhören, Interaktion mit der Geschichte und ihren Charakteren. In erster Linie möchte ich euch meine eigenen Erfahrungen, verknüpft mit ein wenig Hintergrundwissen aus dem Studium, näher bringen.
Daher ist dieser Schreibkurs auch nicht ganz als solcher zu verstehen. Er beinhaltet keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die euch von der Idee zum fertigen Buch führt. Vielmehr soll er Mittel an die Hand geben, mit der man die fremde Sprache in einem anderen Land leichter verinnerlichen und schneller selbst sprechen kann. Denn letztendlich tun wir hier genau das: Wir lernen, die Sprache der Geschichte zu verstehen und in unsere eigene zu übersetzen.
Dazu gehören auch Techniken und „Regeln“, die man in einem klassischen Schreibkurs ebenfalls zu hören bekommt, denn ganz ohne Vokabeln und Grammatik kommt keine Sprache aus.
Aber darüber wollen wir uns Sorgen machen, wenn es so weit ist. Bis dahin heißt es erst einmal: Mit offenen Armen auf ins Abenteuer!
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