Die Welt wird immer schneller, jeden Tag reihen sich die Verpflichtungen aneinander und der Alltagsstress scheint kein Ende zu nehmen. Überarbeitung ist heutzutage zur Normalität geworden, die Mieten steigen, das Leben wird immer teurer, und irgendwie soll man neben der Arbeit noch die Zeit finden, sämtliche sozialen Kontakte zu pflegen. Und am Schluss bleibt die eigene geistige und körperliche Gesundheit auf der Strecke.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell es gehen kann. In meinen „besten“ Zeiten habe ich sieben Tage die Woche und bis zu 70 Stunden gearbeitet, und das über mehrere Monate. Daher weiß ich auch sehr gut, dass es manchmal einfach nicht anders geht. Man muss Prioritäten setzen und Opfer bringen, damit es irgendwann wieder besser werden kann.

Aber gerade in solchen energieraubenden Zeiten ist es wichtig, einen Ruhepol zu finden und sich zu erlauben, die verbrauchte Energie auch wieder aufzuladen. Allen Leidensgenossen kann ich daher nur raten: Nehmt euch einen Moment zum Durchatmen. Am besten geht das im Grünen. Die Natur ist friedlich und verständnisvoll. Sie hört sich alle eure Sorgen an und spendet Kraft, Herausforderungen zu bewältigen. Und schon ein paar Minuten im Freien können regelrecht Wunder wirken.

Was ist eigentlich aus dem guten, alten Wolkenbeobachten geworden? Könnt ihr euch erinnern, wann ihr euch zuletzt einfach ins Gras gelegt und die Wolken beobachtet habt? Dazu braucht man gar nicht viel: nur eine Wiese, einen freien Blick auf den Himmel und fertig. Wenn der eigene Garten oder nächste Stadtpark gerade zu weit entfernt ist, tut es auch die Böschung neben dem Parkplatz. Wer sich nicht vom Stadtverkehr oder den Nachbarn ablenken lassen will, kann noch mit Musik nachhelfen, und schon geht’s los.

Ist das ein Dino? Oder doch ein Drache! Da hinten kommt eine Blume angeflogen. Je näher sie kommt, umso mehr verwandelt sie sich in einen Schmetterling. Dann löst sie sich auf und an einer anderen Stelle taucht ein Kaninchen auf. Die Wolke da drüben sieht aus wie ein Brathähnchen. Jetzt habe ich Hunger, Zeit für’s Mittagessen.

Schauen euch die Leute komisch an, weil ihr gerade in voller Büromontur neben dem Fahrradweg im Gras gelegen habt? Na und? Die wissen nur nicht, was sie gerade verpasst haben. Beim nächsten Mal könnt ihr sie ja einladen mitzumachen, denn in diesen Minuten, in denen wir in der Berührung mit der Natur unsere Akkus aufladen, ist es egal, was andere von uns denken. Sowieso seid ihr niemandem Rechenschaft schuldig, wenn ihr einmal eine Pause braucht. Gebt dem inneren Kind eine Bühne. Macht das Wolkenbeobachten wieder salonfähig.

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